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Theorie und Methode

Damit der Zusammenhang zwischen Sprache und Identifizierung richtig erforscht und verstanden werden kann, muss man einige relevanten Daten weitergeben und Konzepte erklären, die für die Forschung von Bedeutung sind.

Expertin 1: 2022

"[...] die Sprache [...] ist ein Teil der Kultur und [...] je tiefer verankert eine Sprache in der Kultur ist, das heißt je mehr Wissen, auch literarisches, historisches, politisches Wissen mit der Dekodierung der Sprache verbunden ist, desto schwieriger wird das, ganz einfach dieser polnischen Kultur, zu verstehen und zu vermitteln." 

01

Minderheiten(sprache)

Tafel mit verschiedenen Sprachen

"social realities in an increasingly globalised world show highly complex patterns of identities where neither territory nor personality give straightforward answers as to which are the most adequate policies." (Keating 2005 zit. nach: Arraiza 2015: 15) 

Was bedeutet Minderheit? Eine Minderheitsgruppe lässt sich entweder aufgrund ihrer geographischen Lage oder ihrer Anzahl bestimmen.  In aktuellen Forschungen werden Minderheitsgruppen dadurch definiert, dass sie sich von der Mehrheitsgruppe in kulturellen, religiösen und/oder sprachlichen Merkmalen  unterscheiden (vgl. Prochazka 2018: 3). Wenn es um das Merkmal Sprache geht, dann handelt es sich um eine/ die "Minderheitensprache".

Nach Busch lassen sich Minderheitensprachen "als solche, die  herkömmlich in einem bestimmten Gebiet eines Staates von Angehörigen dieses Staates gebraucht werden, die eine Gruppe bilden, deren Zahl kleiner ist als die der übrigen Bevölkerung des Staates" bezeichnen (Busch 2013: 122). Eine andere Bezeichnung der Minderheitsprache, wäre die von Edwards (2010: 29)
"such languages [...] do at least have the advantage of a homeland or heartland" . Dabei ist jedoch  hervorzuheben, dass je nach Schwerpunkt ihrer Untersuchung die Forscher*innen unterschiedliche Aspekte der Definition im Zentrum stellen (vgl. Duchêne: 2008).

Laut Statistik Austria gab es 2001 in Österreich über 30.000 Personen, die als Umgangssprache Polnisch gesprochen haben (die neueren Daten sind nicht mehr erhältlilch, da sie bei den späteren Volkszählungen nicht erhoben worden sind. (de Cillia und Wodak 2006: 20). Nun gibt es für die nicht-autochtonen (Sprach-)Minderheiten keine besondere Gesetze, die die Sprachenpolitik regeln würden (wie z.B. die minderheiten- bzw. mehrsprachigen Schulen) (de Cillia und Wodak 2006: 23). . 

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Obwohl die polnische Sprache nicht offiziell in der Volksgruppengesetz anerkannt ist, haben die Schüler*innen die Möglichkeit, in einer polnischsprachigen Schule sich auszubilden – neben der „polnischen Schule“ bieten auch andere Schulen Sprachkurse, Uni Wien seit 2010 ein Lehramtstudium (Fischer und Doleschal, 2013: 86)

Die Gesetze, die die Rechte für die Volksgruppen bestimmen setzen einige Merkmale einer Volksgruppe voraus: außer „nichtdeutscher Muttersprache“ müssen sie auch eine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen (was die „neue“ Minderheiten nicht in Betracht zieht); die Zugehörigen einer Volksgruppen müssen außerdem eigene Tradition und ein „eigenes Volkstum“ haben, sie müssen aber auch in Österreich „wohnhaft und beheimatet“ sein. (de Cillia 2013: 677f.)

Den allochtonen Minderheiten gehören v.a. die Zuwanderergruppen, die über die „Beheimatung“ nicht verfügen oder nicht seit langem in Österreich leben. Den polnischen Forderungen nach Erhaltung des Volksgruppenstatus‘ wird entgegengesetzt, dass sie zwar lange in Österreich gewohnt haben, aber keinen regionalen Bezug haben sollen. (Tyran 2021: 96, 111) Dass autochtone Minderheiten als nur Staatsgruppen, die in ihrem „traditionellen Gebiet“ leben, ist nicht immer der Fall,  was sich nicht nur in ihrer Sprache, sondern auch in der Identifizierung der Volksgruppenzugehörigen widerspiegelt. (Wohlfarter 2017: 441)

02

Identität und Identifizierung

Flagi z rzędu

"Unsere Identität formiert sich ständig neu, wird adaptiert und vor allem knostruiert, bedingt durch gesellschaftliche, politische und persönliche Umstände. Dies glit einerseits für die individuelle Ebene, aber auch klar für Gruppenidentitäten." (Tyran 2015: 122)

Identität ist das, was das Individuum über sein Selbst bedenkt und die anderen Individuen wahrnehmen. Eine eindeutige Definition von Identität gibt es dennoch nicht. So wird in Duden Identität als „Echtheit einer Person oder Sache“, „Selbst erlebte innere Einheit der Person“ oder „völlige Übereinstimmung mit jemandem, etwas in Bezug auf etwas; Gleichheit“ (vgl. Identität: Duden) bezeichnet. Aus soziologischer Ansicht bedeutet Identität „die Übereinstimmung einer Person, eines sozialen Gebildes, einer kulturellen Objektivation oder einer bestimmten Naturgegebenheit mit dem, was sie. bzw. es tatsächlich ist, also mit sich selbst“ (Hillmann 1994: 350, zit. n. Schwinn 2020: 6). In diesem Zusammenhang ist zwischen „personale bzw. persönliche Identität“ und „soziale Identität“ zu unterscheiden. Tajfel und Turner (1979) nach ist unter der personalen Identität die Wahrnehmung des Selbst zu verstehen und die durch das Vergleichen von den eigenen Gedanken und Gefühlen mit den Gedanken und Gefühlen andere, entsteht. Im Gegensatz dazu geht es bei der sozialen Identität um die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder Gesellschaft (vgl. Homolová 2021: 26). Uns geht es in diesem Projekt grundsätzlich um die soziale Identität.

Wie bereits erwähnt kann sich eine Minderheitsgruppe von der Mehrheitsgruppe kulturell, religiös oder sprachlich unterscheiden. Allerdings gilt die Sprache als ein deutendes Merkmal einer Minderheitsgruppe und wird meistens als der wichtigsten Identitätsmarker anerkannt (vgl. Janich 2003: 29). Die Verknüpfung von Sprache und Identität lässt sich in unterschiedlichen Sichtweisen erklären. Zum einen gibt es den Begriff „Sprachidentität“, der einerseits der Beschreibung der Merkmale einer bestimmten Sprache dient, wie z.B.: die Identität der deutschen oder polnischen Sprachen, und anderseits zur Bezeichnung der Identität einer Person, bezogen auf seine Varietät bzw. sein Dialekt. Zum anderen gibt es den Begriff „Identität durch Sprache“. Hier bezieht es sich auf die Sprache als Mittel bzw. Instrument, das die Identität eines Individuums bildet bzw. mitkonstruiert (vgl. Thim-Mabrey 2003: 2). Mehrsprachige bzw. zweisprachige Personen stellen sich immer die Frage „Wo gehöre ich hinzu?“ Bei der Frage der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe handelt es sich um „den Wunsch […], sich mittels Sprache mit einer Gruppe zu identifizieren, als auch die Erfahrung, von anderen aufgrund von Sprache ungefragt mit einer bestimmten Gruppe identifiziert zu werden“ (Busch 2013: 19).

03

Methode

Für die Datenerhebung haben wir Experteninterview gewählt, weil es sich für die Ziele unserer Forschung gut einigt. Experteninterview werden nämlich durchgeführt, um einen Einblick in das Sonderwissen des Expert*in zu gewinnen, die in dem sozialen Kontext der Untersuchung besonders aufschlussreich sind. Als Expert*in in Bereich stellen sie eine objektive Sichtweise zur Verfügung. Vielmehr kann die/der Expert*in ein Insider-Wissen vermitteln, das von besonderer Bedeutung ist. (Helfferich 2014:570f.)

In unserem Fall handelt es sich um Kontext der polnischsprachigen Community in Wien und ihre polnische Identität.  Die von uns angesprochenen Expertinnen sind alle in der Translations- bzw. Dolmetscherbereich tätig. Darüber hinaus arbeiten einige von ihnen auch als Lehrerinnen. Das hat eine positive Bedeutung für unsere Forschung, als sie ständig mit der polnischen Sprache in Berührung kommen. Das trägt dazu bei, dass sie über das gegenwärtige Wissen verfügen. dabei aber auch Insider-Wissen  aus der (bzw. über die) polnischen Community vermitteln können, als sie sich da einsetzen. Das alles macht sie für unsere Forschung als Expertinnen erwartungsmäßig geeignet.   

Medieninterview
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